E-Commerce 2016

Die Magento Imagine 2016 ist zuende und ich bin wieder heil und munter in Deutschland angekommen. Über die Imagine selbst habe ich mich in verschiedenen Artikeln (Magento Imagine 2016: We are Magento – and kicking asses, Magento Imagine – Magento Enterprise Cloud Edition announced, Magento Enterprise B2B Edition – erste Einblicke auf der Magento Imagine) ausgetobt und möchte mich hier viel lieber über den aktuellen Stand im E-Commerce im Allgemeinen auslassen.

Im Augenblick geistern einige „neue“ E-Commerce Systeme herum, die aus technischer Sicht vielversprechende Ansätze liefern (Spryker!) und die aber auch E-Commerce aus einer ganz anderen Perspektive betrachten. Genau dazu möchte ich mich hier auslassen.

Die Perspektive die ich hier anspreche betrifft meiner Meinung nach die Grundfesten jeder Commerce (ja, ohne „E-“) Strategie und deren technologischen Basis. Eine ganz wichtige Frage die man sich hier stellen sollte lautet: Ist der E-Commerce Kanal nur ein weiterer Kanal, über den Produkte oder Dienstleistungen verkauft werden sollen oder ist es vielmehr so, dass der Online Kanal, mit all seinen Ausprägungen, die höchste Relevanz für das eigene Business hat?

Was aus meiner Sicht daher eine Rolle spielt, ist wie ich mein Commerce verstehe: Ist es ein technologie-zentriertes Business und meine IT ist der Grund, warum ich überhaupt im Business bin? Oder ist es ein sales-zentriertes Business und die IT ist der Mittel zum Zweck?

Wer sich als Online Pure-Player sieht, sollte ich überlegen ob er wirklich „nur einen Shop“ will, der dann seinen Absatzkanal darstellt oder ob er seine Kunden nicht viel besser über Mehrwerte von Plattformen wie Amazon und gegebenenfalls branchenspezifische Riesen weglocken muss und dafür viel agiler auf seine Kunden und deren Wünsche eingehen muss. Schaut man sich aktuelle innovative Player an, fällt einem erstmal keine Möglichkeit ein wie Über, Dollar Shave Club oder Zumper über einen Standard Shop und einer Anbindung an Amazon und Co hätten arbeiten können. Aber auch nicht, wie Amazon und Co hier ein Konkurrent werden könnte.

Man kann also auch heute noch Amazon in seinem eigenen Fach ausspielen – man muss Kunden nur zeigen, dass sie bei einem besser aufgehoben sind.

Wer diesen Weg geht ist also deutlich individueller Unterwegs und technologisch gesehen vielleicht in einer reinen Framework-Umgebung besser aufgehoben. Viel wichtiger als die Frage nach der Technologie ist aber auch wieder die Frage nach der Perspektive: Das eigene Entwicklungs-Team oder der Entwicklungs-Partner darf nicht als reinen Kostenfaktor gesehen werden, sondern als integrale Grundlage für das eigene Business.

Wer aber den Online-Kanal nur als weiteren Absatzkanal neben vielen anderen (Offline) Kanälen sieht, sollte sich überlegen ob er zum Kunden hin nicht mit einem „normalen“ Shop besser unterwegs ist und Amazon und gegebenenfalls branchenspezifische Riesen als potentielle weitere Absatzkanäle nutzen will. Ob das eine Zukunft hat, sei mal dahingestellt.

Warum also nun das „E-„ im E-Commerce weglassen?

Wir stehen mitten im Jahr 2016. Der Deutsche hat im Schnitt 1,5 Smartphones und verbringt am Tag mehrere Stunden online. Email und Whatsapp sind selbstverständliche Kommunikationskanäle und Internet-Bestellungen sind schon lange auch im B2B vor allen klassischen Bestellwegen führend. Das „E-“ ist überflüssig geworden weil wir im Informationszeitalter leben und heute nunmal wirklich alles elektronisch abläuft. Wir brauchen keine Unterscheidung mehr zwischen E-Business und Business: Wir machen Business!

Und wer sich hier eher im zweiten Fall sieht aber den Weg in die digitale Welt einschlagen will, der sollte sich mit dem Thema „Digitale Transformation“ mal ganzheitlich beschäftigen. Ein schönes Buzzword aus der Marketingwelt, das sich aber mit einem sehr ernsten Thema beschäftigt: Wie sieht mein Business aus, wenn ich nicht mehr zwischen E-Business und Business unterscheiden darf?


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